Felix Orsini-Rosenberg wurde 1998 von der Ortsbildpflegekommission zur konzeptionellen Neubearbeitung der Planung für die neue evangelische Kirche zu einem gutachterlichen Verfahren eingeladen. Zuvor war von ihr ein überarbeiteter Entwurf von Ing. Gert Ziegler nicht akzeptiert worden.
Ab diesem Zeitpunkt entwickelte FOR seine Entwurfsideen, nach kritischer Analyse der bisherigen Planung, siehe nachfolgende handschriftliche Notizen:

Die Kritische Beurteilung des Projekts vom 6. 6. 1998 als PDF:
FOR wurde für die Vorentwurfsplanung ausgewählt und von der Pfarrgemeinde beauftragt. Er überzeugte sie auch, das sogenannte „Kochhäusl“ zu erwerben, das nach seinem Abriss eine günstigere Situierung des Kirchengebäudes erlaubte.

Die Planungen ermöglichten im Frühjahr 2000 den Beginn der Bauarbeiten, die bis Juni 2001 abgeschlossen werden konnten.
Insgesamt sehen wir, dass in diesem Fall durch die Aufsichtspflicht des Landes Kärnten die Entwicklung dieses Kirchenbau-Projektes in eine richtige Richtung gelenkt wurde. Dass in dieser Konstellation (Vorentwurf und künstlerische Aufsicht bei FOR, alles andere bei Ing. Ziegler Planungsbüro) bei gleichzeitig knappem Budget ein derart klares Konzept umgesetzt werden konnte, liegt fast ausschließlich an der Person Felix Orsini-Rosenbergs, der sich weit über die vertragliche Verpflichtung hinaus um das Gesamtkonzept und alle wesentlichen Details, die zum Gelingen nötig waren, mit Akribie kümmerte.

Derart ist sehr bewusst ein konzeptioneller, auf die Tradition des evangelischen Kirchenbaues Bedacht nehmender Raumtypus von FOR geschaffen worden. Er weist auf ein Zitat von Vikar Hermann Heisler aus Peggau über eine „evangelische Kirche am Lande“ (Entwurf von Otto Bartning, 1906) hin, den F. Achleitner in seinem Architekturführer anführt, die sozusagen eine „Ortstracht tragen müsse, sonst wird sie nicht heimisch…“. Felix Orsini-Rosenbergs Interpretation fügt sich typologisch recht selbstverständlich in das Lokale ein, sie folgt aber zugleich einer von ihm als wesentlich erkannten Programmatik, die sich an der Nutzung orientiert.
Er löst dies einfach, aber trotzdem mit einem Hauch von Poesie.
Abschließend folgt eine von FOR erstellte Baubeschreibung, die im Rahmen des Landesbaupreis 2001 erstellt wurde:
Lage und Charakteristik
Die neue Evangelische Kirche in Gmünd liegt am Lieserfluß [sic!] gegenüber der Brücke. Nach einer alten evangelischen Tradition ist das kein sakralistischer Bau, sondern ein Kirchen-Haus mit einem entsprechenden Glockenträger über dem zentralen Eingang. Unter einem Dach sind vereint: ein Gottesdienstraum, eine Vorhalle, der Jugendraum und die notwendigen Sanitätsräume. Im Dachgeschoß [sic!] liegt ein Tonnengewölbe über dem Gottesdienstraum, eine Empore und eine Kleinwohnung.
Der Gottesdienstraum hat eine Kreisform. Darin enthalten sind die drei liturgischen Orte. Der Wortplatz gegen Osten, der Altar in der Mitte und die Taufe in einem Annex in Verbindung zu einem äußeren Brunnen. Das Taufwasser ist ein immer rinnendes lebendiges Wasser. Aus der Kreisform ergibt sich eine Versammlung um den Altar mit bis zu 80 Teilnehmern.
Bei einer größeren Versammlung von ca. 200 Personen werden die schalenförmigen Schiebewände geöffnet und die Vorhalle miteinbezogen. Die neue Evangelische Kirche trägt den Namem zur Dreieinigkeit.
Inneneinrichtung
Der Ambo (Lesepult) steht auf drei Füßen und ist gegen den Altar gerichtet. Er trägt eine Ablage für die Bibel und darüber entsprechend flexibel das Lesepult.
Der Altar hat eine runde, weiße Steinplatte, ruhend auf zwei sich kreuzenden Holzflächen, die gegen die vier Himmelsrichtungen weisen.
Über dem Altar hängt ein Kreuz, wobei der von Jesus getragene Querbalken vom senkrechten Pfahl getrennt ist. In die Hölzer sind die römischen Ziffern der Kreuzwegstationen eingraviert; ebenso birgt es das Relief eines gekreuzigten und auferstandenen Christus.
Der Taufplatz: In einem halbrunden Annex ist eine dauernd rinnende Wasserstelle. Das Wasser rinnt über eine Taufschale in ein Bodenbecken, das in Verbindung zu dem außen angelegten Brunnen steht. Bei der Taufhandlung wird die Taufschale der "Brunnenstube" genommen und das Wasser aus der Hand des Täufers dem Täufling gespendet. Die Taufschale kann auf einem Drei-Kugel-Ständer abgestellt werden. Alle diese Gerätschaften sind aus hochglänzendem Metall.
Der Versammlung stehen 180 Stapelsessel zur Verfügung. Im Gottesdienstraum in Kreisform aufgestellt, ansonsten zur flexiblen Verwendung.
Auf der Empore ist ein Platz für die Orgel bzw. ein Harmonium vorgesehen.
Der Jugend- und Gruppenraum ist mit den entsprechenden Tischen und Stühlen ausgestattet. Ihm angeschlossen ist eine Teeküche.
Recherche: Peter Nigst
Weitere Quellen: Vor- und Nachlass Felix Orsini-Rosenberg, Bauarchiv Kärnten
- Adresse
- Gries an der Lieser 5, 9853 Gmünd in Kärnten
- Planer*innen
- Felix Orsini-Rosenberg
- Bauzeit
- Baubeginn: 2000 — Fertigstellung: 2001
- Publikationen
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- Nigst, Peter (2021), Felix Orsini-Rosenberg. Album Verlag, S. 158-171.
























