Die Bauten von Manfred Kovatsch nehmen durch ihre "Dialektik von Nähe und Distanz" eine besondere Stellung in der österreichischen Architektur ein, wie Friedrich Achleitner es treffend formulierte (Kovatsch/Schwager/Wimmer 1992, S. 3). Der 1940 in Villach geborene Kovatsch machte 1967 sein Diplom an der Technischen Universität in Graz und verbrachte danach einige Zeit in den Vereinigten Staaten, wo er 1971 den "Master of Architecture" an der University of California in Berkeley erhielt. Ab 1972 lehrte Kovatsch an der Technischen Universität in München. Weitere Lehraufträge führten ihn an die Technische Universität in Graz und 1986 wurde er Professor für Raumgestaltung und Entwerfen an die Akademie der Bildenden Künste in München, an welcher er 2005 seine Lehrtätigkeit abschloss (Kovatsch 2022). Achleitner bezeichnet das zwischen 1975 und 1977 für den Künstler Corneliuns Kolig gebaute Holzhaus am Ossiacher See als ein Schlüsselwerk des Architekten, dessen Einfluss auf nachfolgende Arbeiten wirkte. Der Dialog zwischen scheinbar Gegensätzlichem führt zu der bereits erwähnten architekonischen Distanz, wobei gleichzeitig eine verbindende Auseinandersetzung mit der regional vertrauten Kulturlanschaft stattfindet (Kovatsch/Schwager/Wimmer 1992, S. 3). Das Haus Kolig kann somit als ein "Pionierbau des neuen Kärntner Holzbaus" bezeichnet werden (Klaura/Kaden 2008, S. 99). Gemeinsam mit Gerhard Breu entstand 1984 in Villach eine "Bäckerei mit drei Öfen", die als durchgehende Halle mit Holzdachstuhl ausgeführt wurde (Kovatsch 1985, S. 32). 1997 gewann Kovatsch den 1. Preis für die Landesausstellung Friesach und hat gemeinsam mit Josef Klingbacher und Herbert Douschan einen weiteren bedeutenden Beitrag zur Kärntner Architektur mit Sanierung und Ausbau des Fürstenhofs sowie Speichers geleistet. Im Rahmen der Landesausstellung "Schauplatz Mittelalter" erfolgte 2001 eine Revitalisierung der alten Baustruktur, wo unter anderem durch einen Stahlsteg neue Aussichtspunkte auf die Stadt geschaffen wurden (Hauenfels 2008, S. 39). Kovatsch arbeitet und lebt in München (Hauenfels/Jäger/Kapfinger 2008, S. 268).
Ausbildung
1967 Diplom an der TU Graz
1970-1971 University of California, Berkeley, Abschluss "Master of Architecture"
Berufliche Laufbahn
1972 wissenschaftlicher Assistent, TU München, Lehrstuhl für Städtebau und Entwerfen
1975 Lehrauftrag, TU Graz
1980 Studienaustauschleitung mit der University of Colorado, Denver
1986 Professor für Raumgestaltung und Entwerfen, Akademie der Bildenden Künste, München
1992, 1995, 1999, 2006 Mitglied der internationalen Jury für "Neues Bauen in den Alpen"
1995-1997 Prorektor, Akademie der Bildenden Künste, München
1997 Internationales interdisziplinäres Projekt mit dem MIT, Cambridge, USA
2005 Abschluss der Lehrtätigkeit, Akademie der Bildenden Künste, München
Auszeichnungen und Ämter
1989 Piranesi Architekturpreis, Piran
1991 Preis des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Bayern
1991 Auszeichnung zum Deutschen Architekturpreis
1992, Bauherrenpreis, Essen
1997 Anerkennungspreis des Bundes Deutscher Architekten (BDA) Bayern
2002 Architekturanerkennungspreis, Landesausstellung Kärnten
2003 Gebhard Fugel Kunstpreis, München
2018 Würdigungspreis für Architektur und besondere Verdienste um die Baukultur, Kärnten
Mitgliedschaften
1997 Mitglied, Europäische Akademie für Wissenschaft und Kunst
2001 Mitglied, Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung
2003 Mitglied des Gestaltungsbeirates, Regensburg
2010 Mitglied des Baukunstbeirates, Nürnberg
2011 Mitglied des Gestaltungsbeirates, Karlsruhe
2015 Mitglied der Kommission für Stadtgestaltung, München
Werkliste
1975-1977 Haus Kolig, Ossiach
1979 Bauhof bei Villach
1982 Bäckerei mit drei Öfen, Villach
1984 Wohnbau München (D)
1986 Einraumhaus, München (D)
1986 Wohnanlage, München-Puchheim (D)
1988 Wohnbau, Graz
1993 Studentenwohnbau, Oberschleißheim (D)
2001 Landesausstellung, Fürstenhof Friesach (mit Josef Klingbacher, Herbert Douschan)
Literatur
Hauenfels, Theresia (2008), Gebautes Kärnten. Ein architekturgeschichtlicher Aufriss von 1945 bis heute. In: Aigner, Silvie (Hrsg.), Emanzipation und Konfrontation. Band II. Architektur aus Kärnten seit 1945 und Kunst im öffentlichen Raum heute. Wien/New York: Springer, S. 16-59.
Hauenfels, Theresia/Katja Jäger/Otto Kapfinger (2008), Biografien. In: Aigner, Silvie (Hrsg.), Emanzipation und Konfrontation. Band II. Architektur aus Kärnten seit 1945 und Kunst im öffentlichen Raum heute. Wien/New York: Springer, S. 262-279.
Klaura, Markus/Dietmar Kaden (2008), Holzbau in Kärnten. In: Aigner, Silvie (Hrsg.), Emanzipation und Konfrontation. Band II. Architektur aus Kärnten seit 1945 und Kunst im öffentlichen Raum heute. Wien/New York: Springer, S. 98-102.
Kovatsch, Manfred (1985), Das Brot des Bäckers. Bäckerei für drei Öfen, Villach, Österreich. In: Deutsche Bauzeitung (10/85), S. 32f.
Kovatsch, Manfred/Rosemarie Schwager/Franz Wimmer (1992), Manfred Kovatsch: Gedachtes und Gebautes. Augsburg: Hofmann Druck.
Online-Quellen
Sonstige Quellen
Vorlass Manfred Kovatsch zu Haus Kolig, Bauarchiv Kärnten