Bereits mit seiner ersten Realisierung, dem Haus mit Erinnerung für Cornelius Kolig am Ossiachberg 1975-77, schafft Architekt Manfred Kovatsch eine bis heute gültige Aussage zum Bauen in der Landschaft, bei der er, wie Friedrich Achleitner es formulierte: „….trotz Übernahme einer traditionellen, bäuerlichen Bauform, des quer zum Hang stehenden , schmalen Objekts, trotz der ausschließlichen Verwendung von Holz, nicht der formalen Anbiederung an das bäuerliche Bauen oder gar dem Klischee vom alpinen Haus erliegt….“ Das Gebäude befindet sich auf einem fast 60% steil geneigten Südhang, etwa 300m über dem Ufer des Ossiachersees und bietet einen grandiosen Ausblick, der über den See hin bis zu den Karawanken reicht. Getragen wird die innerhalb von nur drei Tagen errichtete Grundkonstruktion von bis zu 10,5m langen Stützen aus Fichtenholz, das Dach ist dreilagig mit 4m langen Brettern aus naturbelassenem Lärchenholz gedeckt. Die Äußere Haut der Wände besteht ebenfalls aus Lärche, die Innenverkleidung aus Sperrholz (Kovatsch/Schwager/Wimmer 1992, S. 12)

Die Zusammenarbeit des Künstlers Cornelius Kolig mit dem kurz davor aus Berkeley mit seinem Architektur-Masterabschluss an der University of California nach Kärnten zurückgekehrten Manfred Kovatsch war eine spannungsvolle Begegnung. Eine Art „Dialog“ sollte zwischen Beiden entstehen, Kolig selber wollte Ideen beisteuern und selber Hand anlegen, um einige seiner künstlerischen Vorstellungen zu verwirklichen, Kovatsch gab gesamtheitlich die Struktur und die architektonischen Regeln vor, wachte über das Konzeptuelle des entstehenden Gebäudes, und wie es unnachahmlich in der Landschaft sitzen sollte. Die ursprüngliche Entwurfsidee von Kovatsch sah eine Holzstruktur vor, über die ein Holzspalier, wie eine zweite Hülle gestülpt war, das bewachsen werden sollte. Dies kam jedoch nicht zur Ausführung. Das schmal aufragende Haus ist vertikal über vier Geschoße, im Grundriss über drei Quadraten mit je 4,40 Metern organisiert. Die bergseitigen zwei Felder bilden einen dreiseitig geschlossenen Bereich, der nur mit winzigen quadratischen Fenstern perforiert ist. Dies ergibt nach außen die markante holzverschalte Körperform und innen den sich frei über drei Geschoße entwickelnden Innenraum. Der öffnet sich über eine total verglaste Fensterfront zu dem südlich vorgesetzte dritten Feld in atemberaubender Art zur Landschaft. Dieses talseitig liegende Quadrat des Hauses bietet einen nach drei Seiten offenen Terrassenbereich, der sich über mehrere Ebenen erstreckt (Kovatsch 1979, S. 675). Diese an der Südseite des Hauses vorgesetzte leichte Holzstruktur verbindet sich mit dem massiv wirkenden geschlossenen holzverschalten Volumen zu einer Einheit und wird zu einem „Haus mit Erinnerung“, das eben, trotz der Neuinterpretation diese Assoziationen zu traditionellen Holzbauten weckt.

Das talseitig liegende Quadrat des Hauses bietet einen nach drei Seiten offenen Terrassenbereich, der sich über mehrere Ebenen erstreckt (Kovatsch 1979, S. 675). Die von der höher gelegenen Hangseite betretbare 3. Ebene beherbergt den Küchenbereich, auf der darüber liegenden, vierten Ebene unter dem Dach befindet sich der Schlafraum mit Bad, dessen zentraler Blickfang die von Cornelius Kolig gestalteten sanitären Anlagen sind. Das sich in der 2. Ebene befindende Wohngeschoss liegt auf gleicher Ebene mit der Terrasse, die über eine Treppe den Zugang zur untersten Ebene ermöglicht, die über Speichermöglichkeiten verfügt (Achleitner 1983, S. 86ff.). Die ursprünglich offen miteinander verbundenen Bereiche wurden von den Bewohner*innen zwischenzeitlich räumlich getrennt. Für Kovatsch stellt diese Änderung keine Kritik an seiner Architekur dar, sondern einen Anpassungsprozess an die täglichen Bedürfnisse (Dickermann 1991, S. 34).
Nachfolgend ein Interview mit Manfred Kovatsch aus dem Jahr 2018, in dem er mit Peter Nigst unter anderem über das Haus Kolig erzählt, sowie zwei Begehungen - am 12. Oktober 2016 war bereits eine Gruppe des Architekturstudienganges der FH aus Spittal/Drau zu Besuch, am 26. September 2021 erfolgte noch eine geführte Exkursion des BDA mit Cornelius Kolig und seiner Frau.
Manfred Kovatsch im Gespräch mit Peter Nigst, 21. 01. 2018.
- Adresse
- Deutschberg 70, 9551 Deutschberg
- Planer*innen
- Manfred Kovatsch
- Bauherr*innen
- Cornelius Kolig
- Bauzeit
- Baubeginn: 1975 — Fertigstellung: 1977
- Denkmalschutz
- 2021
- Publikationen
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- Achleitner, Friedrich (1983), Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in drei Bänden. Residenz: Salzburg/Wien.
- Achleitner, Friedrich (2015), Manfred Kovatsch|1940. Haus Kolig am Ossiachersee. Kärnten|1975-77. In: Kunstuniversität Linz (Hrsg.), Friedrich Achleitners Blick auf Österreichs Architektur nach 1945. Basel: Birkhäuser, S. 282f.
- Dickermann, Fred (1991), Prophet nicht fürs eigene Land? Architektur von Manfred Kovatsch. In: Die Brücke 1991(3), S. 33-37.
- Klaura, Markus/Dietmar Kaden (2008), Holzbau in Kärnten. In: Aigner, Silvie (Hrsg.), Emanzipation und Konfrontation 08. Architektur aus Kärnten seit 1945 und Kunst im öffentlichen Raum heute. Wien/New York: Springer, S. 99-102.
- Kovatsch, Manfred/Rosemarie Schwager/Franz Wimmer (1992), Manfred Kovatsch: Gedachtes und Gebautes. Augsburg: Hofmann Druck.
- Kovatsch, Manfred (1979), Ein Ferienhaus in Kärnten für Cornelius Kolig. In: Baumeister. Zeitschrift für Architektur. Planung. Umwelt. 1979(7), S. 675-678.
- Meier, Beny (1992), Architektur in Kärnten 1980-1992. Klagenfurt: Ritter.
- Ritter, Arno (2007), Vom Gerüst zum Etui. Das Haus Kolig über dem Ossiachersee. In: zuschnitt 27. Das wachsende Haus. 2007(27), S. 22-24.





































