Architektur als kultureller Auftrag

Einblicke in Leben und Werk: Felix Orsini-Rosenberg

Felix Orsini-Rosenberg zählt zweifelsohne gemeinsam mit Karl Hack zu den prägendsten Personen, die zu einer aufgeschlossenen Denkweise über Architektur und ihre Entwicklung nach dem Zweiten Weltkrieg in Kärnten beitrugen. Er wirkte aber auch über den regionalen Bereich hinaus in seiner stets auf wesentliche kulturelle Inhalte ausgerichteten, zugleich bescheidenen, menschbezogenen Haltung als gedanklicher Orientierungspunkt. Seine Tätigkeit in der Österreichischen Gesellschaft für Architektur in den 80er Jahren, seine vielfältigen Interessen, sich mit Themenstellungen kirchlicher Erneuerung auch in praktischen Umsetzungen auseinanderzusetzen, weisen ihm neben anderen Qualitäten, die er etwa im Zusammenwirken mit seiner Frau Brigitte Orsini-Rosenberg in und um das Schloss Damtschach entwickelte, einen besonderen kommunikativen und kulturrelevanten Horizont zu. Exemplarisch für sein vielfältiges Werk sind hier vier seiner wesentlichen Bauten angeführt.

Strandbad Maria Loretto / Klagenfurt / mit Karl Hack (Büro 21) / 1970 – 1972

Das Bad besteht aus einer alten Kabinenanlage, die um die Jahrhundertwende terrassenförmig am naheliegenden bewaldeten Hang errichtet wurde, und aus einem neuen Zentralgebäude mit Buffet, Kassa, WC-Anlagen, Abstellräumen und einer gedeckten Sitzterrasse. Die erweiterbare Holzstruktur hat eine Art Tischsystem (Raster 3,5 x 3,5m) mit mittig aufgesetzten Glaskuppeln und einer Nagelbindertragkonstruktion. Das bemerkenswerte an dem Bau ist, daß der Charakter der inzwischen fast ausgerotteten alten Badeanlagen, die Wärme und Liebenswürdigkeit dieser Holzarchitektur in einem neuen Sinne wieder geschaffen wurde, womit die Atmosphäre des Strandes erhalten blieb – (Zitat aus Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Band II, 1983)

Strandbad Maria Loretto 1972 Unterlagen von Otto Kapfinger Nachlass Felix Orsini-Rosenberg

Neuordnung Katholische Hauskapelle in der Waaggasse / Klagenfurt / 1985 – 1986

Die neugeordnete Kapelle in der Waaggasse als Einbau in ein bestehendes Bürohaus war eine „Wegkirche“. FOR beschreibt: „…Wir nützen die gesamte Länge des Zuganges als äußeren Weg und die des dahinterliegenden Raumes als inneren Weg….“ Dieser wird durch einzelne nacheinander gesetzte Elemente geprägt: Handlauf, vorspringende Nischenrückwand des Tabernakels, Weihwasserbecken-Durchdringung neben Türgriff und dann im Inneren der Weg vorbei an ewigem Licht, Tabernakel hin zum Altartisch und dem Triptychon gestaltet von Valentin Oman.

Grundriss Hauskapelle in der Waaggasse

Herz-Jesu Pfarre Welzenegg / Umbau und Erweiterung des bestehenden Pfarrsaales (Kirchenraumes) / mit Franz Freytag (Büro 21) / 1992 - 1993

Der vorgefundene Raum der Pfarrkirche Welzenegg mit markanter Säulenstruktur mit der bis über die Empore reichenden gewölbten Decke eignet sich gut zu großzügigem Ausbau. Die bestehenden Architekturmerkmale werden angenommen und zur Erweiterung des Raumes verwendet. Nach Abbruch der Bühne und Einbeziehung der Räume des ehemaligen Kindergartens ergibt sich ein großzügiger Kirchenraum mit neuen Raumakzenten: Eine Symmetrieachse wird nicht starr eingehalten. Es entsteht ein Gleichgewicht zwischen Haupt-, Seitenraum, den Emporen und der Öffnung zum Turmaufbau. (Textbeschreibung Felix Orsini-Rosenberg und Franz Freytag)

Eröffnungsgottesdienst der neugestalteten Herz-Jesu Kirche 1993

Neuordnung Kirche In Krumpendorf zur Christkönigskirche / 2001

Der 1969 gebaute Kirchenraum hatte die damals übliche Versammlungsordnung. Der stufenerhöhte Liturgieraum vorne oben und der Gemeinde-Zuschauerraum unten. Nach dem II. Vaticanum wurde der schwere Marmoraltar näher zum Gemeinderaum versetzt. Es entstand das jetzt noch übliche Gegenüber. Heute entsteht der Wunsch nach einer Eingemeindung der Eucharistiefeier. Mit der vorhandenen Einrichtung entsteht ein ovaler Liturgieraum neu mit den liturgischen Orten: Ambo, Altar, Taufstein. – Es gilt jetzt Zuruf und Antwort: „der Herr ist mit Euch! Er ist mitten unter uns.“

Die 2001 – 2002 neugestaltete Kirche in Krumpendorf

Der Weg ins Bauarchiv

Felix Orsini-Rosenberg hat uns 2018 in Damtschach empfangen und einen Vorlass eines von ihm noch zu sortierenden Materials zugesichert. Im Mai 2019 wurde dieser Teil übergeben, im September 2019 wurde mit ihm ein Interview geführt. Drei Monate nach seinem Tod am 15. Feber 2020 übergab seine Frau, Brigitte Orsini-Rosenberg, den noch verbliebenen Teil des Materials als Nachlass an das Bauarchiv Kärnten zur Verwahrung und Bearbeitung.

Hinweis zu den Quellen: Alle Abbildungen, die nicht direkt nebenstehend mit Quellenangabe bezeichnet sind, stammen aus dem Bauarchiv Kärnten, Nachlass Felix Orsini-Rosenberg.

Peter Nigst